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    Was ist Slow Food und was hat es mit Insektenessen zu tun?

    Die Slow Food Bewegung und was macht Slow Food überhaupt aus?

    Slow Food, das langsame Essen, befasst sich nur bedingt mit der Aufnahmegeschwindigkeit der Nahrung und beschreibt schon gar nicht die Geschwindigkeit, mit der das Essen auf unsere Teller wandert. Trotzdem ist die Entschleunigung ein zentrales Thema dieser seit den 1980er Jahren existierenden Bewegung, für welche sich heute weltweit rund 1 Mio. Menschen engagieren. Die gleichnamige Organisation wurde 1986 von Carlo Petrini gegründet, der die Ideale in einem Satz zusammenfasst: „Alle Menschen haben ein Recht auf gute, saubere und faire Lebensmittel.” 

    Dabei soll das Essen nicht nur positive sensorische Qualitäten besitzen (z.B. gut schmecken), sondern auch durch einen Wiedererkennungswert und der kulturellen Verankerung sich von industriell-erzeugten Lebensmitteln unterscheiden. “Sauber” beschreibt vor allem den regionalen und umweltschonenden Produktionsprozess, wobei sich die Ressourcenschonung und der Fokus auf die Gesundheit aller beteiligter Lebewesen auf die gesamte Wertschöpfungskette, inklusive Konsum erstreckt. Die Fairness bezieht sich auf die Stärkung der lokalen Wirtschaft durch eine faire Entlohnung aller Akteure, faire Arbeitsbedingungen und Akzeptanz kultureller Unterschiede und Traditionen. 

    Somit wird in der Slow Food Bewegung weit über den sprichwörtlichen Tellerrand geschaut, indem Genuss, Achtsamkeit, ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit im bewussten Lebensmittelkonsum vereint und dabei alle Stakeholder integriert werden. 

    Ist Slow Food gesund? Welche Vorteile hat Slow Food? 

    Durch eine stetig wachsende, globalisierte Wertschöpfungskette in der Lebensmittelindustrie entstand ein Identitätsverlust, der die Anfänge des Slow Food vor allem, wie der Name schon nahelegt, durch eine Gegenbewegung zum global verbreitenden Fast Food charakterisierte. So sind nicht nur die Namen beider Konzepte gegenläufig. Das globale Fast Food Franchise Prinzip hat das Ziel, dass das Essen verhältnismäßig kostengünstig angeboten, schnell zubereitet und verzehrt werden kann, überall gleich schmeckt und durch diese Uniformität einen hohen Wiedererkennungswert erlangt. 

    Dagegen entsteht beim Slow Food der Wiedererkennungswert nicht über konvergierende Ernährungsgewohnheiten, sondern über eine traditionsreiche Küche, die sich von anderen Lebensmitteln durch ihre Regionalität, Saisonalität, kulturellen Eigenschaften und individuellen Geschmack unterscheidet. Da dabei auch die Umweltauswirkungen unserer Ernährung eine zentrale Rolle spielen, die im Fast Food Sektor systembedingt weniger Beachtung finden, steht die Slow Food Bewegung in Verbindung mit vielen Sustainable Development Goals (SDG) der UN. 

    Sechsbeiner bewegen sich mit

    Das Insektenessen kann dabei aus mehrerlei Gründen den Slow Food Prinzipien zugeordnet werden. So ist zwar ihre kulturelle Tradition in Österreich z.B. in Form der Maikäfersuppe vorhanden, aber überschaubar. Allerdings werden fast alle anderen Prinzipien und Werte schon heute entlang der Wertschöpfungskette für essbare Insekten umgesetzt. 

    Die umweltschonende Produktion entsteht durch ein geschlossenes Zuchtsystem, welches keine unerwünschten Abfallströme in die Umwelt entlässt. Durch die effiziente Energieverwertung und die Möglichkeit für uns Menschen und Nutztiere nicht verwertbare Rohstoffe einzusetzen, ist die durchgehend saisonale Insektenproduktion ressourcenschonend und (in Zukunft) eine sinnvolle Umwandlung von organischen Nebenprodukten aus der Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung in hochwertige Lebensmittel. 

    Die Gesundheit der Insekten ist durch die artgerechte Haltung und den Verzicht auf Antibiotika charakterisiert. Der gesundheitliche Nutzen für uns Menschen ergibt sich durch den hohen Proteingehalt und den wertvollen Mikronährstoffen der Insektenprodukte. Hier erfährst du noch mehr über die Vorteile des Insektenessens. Auch geschmacklich unterscheiden sich die unterschiedlichen Arten und eignen sich dabei zur vielfältigen Weiterverarbeitung zu Gerichten mit hohem Wiedererkennungswerts und einem authentischen Charakter. Weltweit betrachtet haben Insekten einen traditionsreichen Stellenwert in vielen Kulturkreisen, die diese omnipräsente Proteinquelle seit Jahrtausenden nutzen. So wird zum Beispiel in Lateinamerika das Wissen um die Zubereitung generationenübergreifend weitergegeben und die Insekten neben dem Verzehr als Nahrungsmittel auch zu medizinischen Zwecken genutzt. 

    Bei ZIRP steht auch die soziale Nachhaltigkeit im Vordergrund, indem wir großen Wert auf eine faire Entlohnung aller Beteiligten und ein zufriedenstellende Wertschöpfungskette legen. Wir haben uns diesbezüglich also auch der Einhaltung der SDG verschrieben. 

    Insektenessen als Slow Food Ausblick

    Durch hohe Investitionskosten und eine zu Beginn verständlicherweise geringe Anzahl an Marktteilnehmern ist lediglich das Regionalitätsprinzip ausbaufähig. Im Hinblick auf einen wachsenden Sektor sind wir uns aber sicher, dass es in naher Zukunft auch in Österreich größere Insektenfarmen gibt und auch dieses Slow Food Prinzip voll und ganz umgesetzt werden kann. 

    Im Kontext / Rahmen der Slow Food Bewegung, dem bewussten Konsum unserer Lebensmittel, der durch den Verzehr von Insekten durch Aufklärung und Diskussionen animiert wird, sind wir in Österreich zum Glück nicht alleine! Zum Beispiel sitzt im 10. Wiener Gemeindebezirk die ausgezeichnete und traditionsreiche Schnecken Manufaktur Gugumuck, die neben dem hohen Symbolcharakter der Schnecke als Slow Food Bewegung, das beschriebene Konzept in Form von Farm to Table umsetzt und deshalb durch die vorhandene Nähe der Produzent- und Konsument:innen besticht. https://gugumuck.com/de/future-farm/ 

    Oder auch Hut & Stiel wo seit 2015 Speisepilze auf Bio-Kaffeesatz in Wien produziert werden und ebenso regionale Kreislaufwirtschaft täglich gelebt wird.

    Nach Carlo Petrini, übrigens selbst ernannter Allesfresser, ist Slow Food letztendlich der Versuch das durch grundlagenzerstörende Produktionsmethoden gekennzeichnete Ernährungssystem zu ändern und eine Esskultur zu etablieren, die kulinarischen Genuss, Verantwortung, Umweltbewusstsein und die zukünftige Absicherung der Lebensmittelproduktion zusammenführt. 

    Wir von ZIRP sind Befürworter dieser guten, sauberen und fairen Bewegung, da sie wie wir vor allem den bewussten Lebensmittelkonsum im Blick hat.

    Quellen und weiterführende Literatur

    https://www.slow-food.at/ueber-uns/unsere-philosophie 

    https://www.slowfood.com/wp-content/uploads/2015/07/financialreport2013.pdf 

    https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/familie/im-gespraech-slow-food-gruender-carlo-petrini-der-hemmungslose-konsum-muss-aufhoeren-1639242.html 

    https://www.zukunftsessen.de/rezept-fur-maikafersuppe/ 

    https://unstats.un.org/sdgs/report/2022/ 

    https://www.jstor.org/stable/pdf/26269668.pdf?refreqid=excelsior%3Ac8045aa9d5c72f954fafc6d07010b569&ab_segments=&origin=&acceptTC=1 

    https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.2752/155280104786577798 

    https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0047244112436908 

    https://www.wur.nl/upload_mm/8/a/6/0fdfc700-3929-4a74-8b69-f02fd35a1696_Worldwide%20list%20of%20edible%20insects%202017.pdf 

    https://www.ingentaconnect.com/content/wagac/jiff/2015/00000001/00000001/art00004