Von Hanni Rützler
Vor wenigen Wochen machte eine japanische Fluglinie mit einer kleinen kulinarischen Sensation auf sich aufmerksam: Das Speiseangebot auf Inlandsflüge enthält nun auch zwei Gerichte auf Insektenbasis - einen Burger und ein Nudelgericht. Dass die Fluggesellschaft Zipair heißt und damit nur ein einziger Buchstabe fehlt, um als Airline von Zirp-Insects durchzugehen, ist mehr als eine lustige Pointe. Die Airline, die mit dem Slogan „ahead of its time“ wirbt, will auch im wenig umweltfreundlichen Fluggeschäft nachhaltiger operieren und versteht das neue Speiseangebot als ein Zeichen für diese Bemühungen. Und „der Zeit voraus“ ist ja auch das Wiener Start-up, das sich seit seiner Gründung für die Akzeptanz von Insekten als Bestandteil der Ernährung auch in den Esskulturen Europas einsetzt, schon lange Burger-Patties, Proteinriegel sowie Fertig- und Backmischungen für Suppen, Risotti oder Brownies anbietet und damit das wachsende Angebot an Fleischalternativen bereichert.
Denn nicht nur die Luftfahrt, auch die industrielle Fleischproduktion trägt stark zum Anstieg der Treibhausgasemissionen bei. Der zu hohe Fleischverzehr ist auch mitverantwortlich für eine Reihe von Zivilisationskrankheiten. Aus ökologischer und ernährungswissenschaftlicher Perspektive haben Insekten daher das Potential, eine Fleischalternative jenseits rein pflanzlicher Produkte zu werden. Mehr noch: Sie sind auch eine gute Ergänzung einer vegetarischen und veganen Ernährungsweise. Denn als Proteinlieferanten sind Insekten pflanzlichen Alternativen wie etwa Hülsenfrüchten, Getreide und Pseudogetreiden, Nüssen und Sprossen überlegen, da tierische Eiweiße dem Bedarf des menschlichen Körpers besser entsprechen.
Aber es geht nicht nur ums Eiweiß: Ernährungsphysiologisch betrachtet zählt ein Großteil der über 2.000 essbaren Insekten zu den wertvollsten Nahrungsmitteln, auch wenn sowohl der Proteingehalt als auch der Gehalt an Vitaminen und Mineralien je nach Spezies, Fütterung und Lebenszyklus (Ei, Larve, Puppe etc.) stark variieren können. Die boomende Alt-Protein-Industrie in den westlichen Industrieländern beginnt aber erst langsam, die vielfältigen Potenziale von Insekten für Lebens- und Futtermittel sowie für die Umsetzung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu nutzen. Das hat vor allem kulturelle Gründe. Trotz schlagender ernährungswissenschaftlicher und ökologischer Argumente, die für den Verzehr von Heuschrecken, Raupen und Larven – im Ganzen oder zu Pulver verarbeitet – sprechen, dominieren immer noch alte Vorbehalte gegenüber der Entomophagie, dem Verzehr von Insekten.
Auch im Hinblick auf Tierschutz spricht vieles für Insekten als „das andere Fleisch“. Die übliche Tötung durch Einfrieren kommt dem „natürlichen Schicksal“ der Kaltblütler, die bei geringen Temperaturen in „Winterschlaf“ fallen, jedenfalls sehr nahe. So können viele Insektenarten auch unter Zuchtbedingungen in großen Mengen artgerechter gehalten werden als Schweine, Rinder und Geflügel.
Ein weiterer Vorteil ist die hohe Futterverwertungseffizienz von Insekten. Als wechselwarme Tiere benötigen sie keine Energie für Wärmeerzeugung, weswegen sie Nährstoffe viel effizienter verarbeiten können. Während Schweine und Rinder zwischen 5 und fast 20 Kilogramm Futter benötigen, um 1 Kilogramm Fleisch aufzubauen, reichen Insekten dafür durchschnittlich 2 Kilogramm. Auch der Wasserverbrauch, der bei der traditionellen Viehzucht sehr hoch ist, fällt bei der Insektenzucht gering aus.
Um die dennoch noch bestehenden Konsumhürden möglichst niedrig zu halten, lassen sich die von Zirp entwickelten Produkte ganz leicht in den alltäglichen Speiseplan integrieren. Und ins Snack-Angebot von Airlines passen die geflügelten Tiere nicht zuletzt auch wegen der ähnlichen Fortbewegungsart.
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