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    Geschichte des Insektenessens

    Insekten werden bereits seit Tausenden von Jahren in verschiedenen Kulturen auf der ganzen Welt als Energie-, Protein- und Nährstoffquelle genutzt. In vielen Gesellschaften sind essbare Insekten seit jeher eine wertvolle Proteinquelle und Teil der kulinarischen Traditionen. Dieser Blogpost beleuchtet die Geschichte, geographische Verbreitung und Traditionen des Insektenessens auf der ganzen Welt. Andere spannende Themen rund um das Thema Insektenessen findest du in unseren Blogbeiträgen. 

    Was versteht man unter Entomophagie / Was ist Entomophagie? 

    Entomophagie beschreibt den Verzehr von Insekten durch andere Lebewesen. Wenn Menschen Insekten essen, kann auch der Begriff Anthropo-Entomophagie verwendet werden. Insektenarten, die sich für den menschlichen Verzehr eignen, werden demensprechend auch essbare Insekten genannt. In unserem Shop gibt es hierfür eine Auswahl mit ganzen Snack-Insekten und verarbeitetem Insektenmehl. 

    Wie nennt man Menschen, die sich von Insekten ernähren? 

    Menschen und andere Lebewesen, die sich von Insekten ernähren, nennt man Entomophagen bzw. Insektivoren, wobei die Begriffe selten in Bezug auf den menschlichen Insektenverzehr verwendet werden. Hier empfiehlt sich eher die Beschreibung der gängigen Ernährungsweise. 

    Was ist entovegan? 

    Wir bei ZIRP sind entovegan. Das heißt wir ernähren uns vegan oder vegetarisch und nutzen die Vorteile der Insekten als Proteinquelle und Quelle wertvoller Mikronährstoffe wie Mineralien (Eisen, Magnesium, Zink) und Vitamine (z.B. B12). Diese Ernährungsweise ist dabei so alt, wie wir Menschen selbst! Deshalb sind Insekten für unsere Körper eine gewohnte Nahrungsquelle, sind besser verträglich und verfügen über eine hohe Bioverfügbarkeit und Proteinqualität. 

    Seit wann werden Insekten gegessen?

    Die Geschichte des Insektenessens reicht zurück bis in die Anfänge der Menschheit. Archäologische Funde der prähistorischen Zeit belegen, dass frühe Menschen Insekten sammelten und verzehrten. Viele Affenarten ernähren sich ebenfalls von Insekten, was nahelegt, dass unser gemeinsamer Vorfahre ebenfalls gerne Insekten verspeist hat. Der Vorteil der Insekten liegt wie heute auf der Hand: Insekten sind leicht zugänglich und nährstoffreich. Heutzutage ist das in gewisser Weise gleichbedeutend mit der nachhaltigen Produktion der Insekten und ihren gesundheitlichen Vorteilen. Sie sind überall zu finden und stellen die Hälfte aller lebenden Organismen, was sie zur wertvollen Proteinquelle für die gesamte Menschheit macht. 

    Schon in der Antike wie dem alten Ägypten und Griechenland wurde das Insektenessen beschrieben. So ist aus Überlieferungen bekannt, dass in der Antike Insekten als Nahrungsmittel und als Medizin verwendet wurden. Aristoteles beschrieb im 4. Jahrhundert v. Chr. in seinem “Historia animalium” Zikaden als Delikatessen. Zudem wird der Verzehr von Heuschrecken auch positiv in der Bibel erwähnt. 

    In welchen Ländern werden Insekten gegessen?

    Letztendlich können in fast allen Ländern auf dieser Welt Überlieferungen, zum Beispiel Kochbücher, über regionale Traditionen des Insektenessens gefunden werden. So findet sich auch in älteren österreichischen Kochbüchern die Maikäfersuppe. In Europa und Nordamerika ging der Verzehr von essbaren Insekten im letzten Jahrhundert aufgrund der Industrialisierung, intensiver landwirtschaftlicher Praxis stark zurück. 

    Nachfolgend stellen wir Länder und Regionen vor, in denen nach wie vor Insekten gegessen werden und die daher auch eine Vielzahl an Rezepten mit den verschiedensten Insektenarten aufweisen. 

    Insektenessen in Asien 

    In Südostasien hat Insektenessen eine lange Tradition. Länder wie Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam haben eine vielfältige Insektenküche. Frittierte Grillen, Seidenraupen, Ameiseneier und Wasserwanzen sind in vielen Regionen beliebte Delikatessen. In China und Japan sind bestimmte Insekten ebenfalls Teil der traditionellen Ernährung. So finden sich in Japan auch Wespenlarven und Reiswanzen auf den Tellern. Das sind auch die Orte, an denen viele Europäer*innen das erste Mal bewusst Insekten essen. 

    In Papua-Neuguinea gehören Insekten ebenfalls zur traditionellen Ernährung. Besonders beliebt sind hier Sago-Larven, die häufig auf Märkten zu finden sind.

    Insektenessen in Asien

    Insektenessen in Afrika 

    Auch in vielen Teilen Afrikas ist das Essen von Insekten weit verbreitet. Heuschrecken, Termiten und Raupen sind in Ländern wie Nigeria, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo gängige Nahrungsmittel. Diese Insekten sind nicht nur reich an Proteinen, sondern auch leicht zu sammeln und zu züchten. Dabei sind Insekten oft ein wichtiger Bestandteil traditioneller Feste und Zeremonien. Beispielsweise werden in einigen afrikanischen Kulturen spezielle Insektengerichte zu Hochzeiten und Erntefesten zubereitet. 

    Insektenessen in Mexiko 

    In Mexiko hat das Essen von Insekten eine lange Geschichte. Chapulines (Grillen) sind ein beliebter Snack, Escamoles (Ameiseneier, scherzhaft als der mexikanische Kaviar bezeichnet) und Gusanos de Maguey (Maden der Maguey-Pflanze) sind traditionelle mexikanische Gerichte. Diese Praxis geht bis auf die Azteken zurück. In Mexiko werden über 400 verschiedene Insektenarten gegessen. Damit ist Mexiko das Land, in dem die größte Insektenvielfalt für den menschlichen Verzehr zu finden ist. 

    Insektessen in Mexiko

    Insektenessen in Australien 

    In Australien haben die Aborigines seit Tausenden von Jahren Insekten gegessen. Witchetty-Maden, eine Larve, die im Inneren von Holz gefunden wird, sind eine traditionelle Delikatesse. Diese Praxis ist tief in der Kultur und den Traditionen der Aborigines verwurzelt. 

    Das Insektenessen ist in diesen Ländern tief in traditionellen Praktiken verankert. Weitere Faktoren, warum in manchen Ländern mehr, in anderen weniger Insekten gegessen werden, sind die geografische Verbreitung und Verfügbarkeit von essbaren Insekten, die Bodenbedeckung, Populationsgröße und das Einkommensniveau der Regionen bzw. Länder. 

    In vielen Ländern werden Insekten in der Natur gesammelt und/oder die Insektenhabitate erhalten bzw. manipuliert, um die Insekten anzulocken und einzusammeln. In Europa werden Insekten dagegen nach strengen Hygieneauflagen - nach EU-Lebensmittelrecht - extra für den menschlichen Verzehr gezüchtet. Es wäre neben der Hygiene auch für die Biodiversität und den Erhalt der Insekten und ihrer Ökosystemdienstleistungen z.B. als Bestäuber keine gute Idee, die europäischen Insekten aus der Natur für den menschlichen Verzehr zu fangen. 

    Die nachfolgende Grafik zeigt die weltweite Verbreitung des Insektenessens. Dabei werden auch die Anteile der konsumierten Insekten Ordnungen angezeigt. Hierbei zeigt sich gut, dass die Ordnung der Käfer (Coleoptera) am häufigsten gegessen wird. So sind 32% der konsumierten Insekten Käfer, deren Larven und Puppen. So gehören auch Mehlwürmer und Buffalowürmer zu den häufig gegessenen Käferlarven. Heuschrecken - z.B. die leckeren geräucherten Grillen - gehören zur Ordnung der Orthoptera und werden zu rund 15% weltweit gegessen, ähnlich häufig wie Hymenoptera (z.B. Ameisen-, Wespen-, Bienenlarven und -eier) und Lepidoptera (Schmetterlinge und deren Raupen). 

    Die Größe der Kreisdiagramme gibt dabei die Anzahl der verschiedenen Insektenarten an, die in den dazugehörigen Ländern gegessen werden. Neben Mexiko werden demnach auch in Indien, China, Thailand und der Demokratischen Republik Kongo die meisten Insektenarten konsumiert. Insgesamt sind schon über 2200 Insektenarten bekannt, die für den menschlichen Verzehr geeignet sind und regelmäßig gegessen werden. Ein kleines Gedankenexperiment: Bei 2200 Arten gibt es 2200 unterschiedliche Zusammensetzungen der Nährstoffe und 2200 verschiedene Geschmacksrichtungen. Das ist ein riesiges Potential an spezifischen Einsatzmöglichkeiten in der Ernährung und lässt unzählige Möglichkeiten in der Küche zu, Insekten kulinarisch und mit passenden Beilagen zuzubereiten. Schau doch mal bei unseren Rezepten mit Insekten vorbei, da stellen wir die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten vor. 

    global atlas of edible insects

    Schaubild: Globale Verbreitung der essbaren Insektenarten, geordnet nach den verschiedenen Ordnungen der Insekten (Coleopter = Käfer, Diptera = u.a. Fliegen, Hymenoptera = u.a. Ameisen, Wespen und Bienen, Lepidoptera = Schmetterlinge, Orthoptera = Heuschrecken). Quelle: Omuse et al. 2024: https://www.nature.com/articles/s41598-024-55603-7

    Wie viel Prozent der Menschen essen Insekten?   

    Weltweit ernähren sich etwa zwei Milliarden Menschen regelmäßig bewusst von und mit Insekten, das entspricht ca. 25% der Weltbevölkerung. Unbewusst essen alle Menschen täglich Insekten, wie wir schon in anderen Blogbeiträgen thematisiert haben. 

    Auch in Europa nimmt der Trend klar zu und immer mehr Menschen essen Insekten regelmäßig. So sind nach der Aufklärung der Vorteile etwa 40% der Europäer*innen bereit Insekten in ihren Speiseplan zu integrieren. Insektenfarmen und -produkte werden zunehmend populär, und es gibt eine wachsende Zahl von Restaurants und Lebensmittelherstellern, die Insekten in ihre Speisekarten und Produkte aufnehmen. Der Trend liegt dabei klar bei den verarbeiteten Produkten. So eignet sich unser Insektenmehl zum Beispiel auch wunderbar zum Shaken und Backen. 

    Warum jetzt Insekten essen? 

    Insekten sind gesund und gut verträglich und können dabei mit wenig Ressourcen klima- und umweltschonend produziert werden. Darauf haben wir ja schon in diversen Blogbeiträgen und auf unserer Website hingewiesen. Außerdem befindet sich der Markt im Wachstum. So prognostizieren Studien einen Markt von acht Mrd. € bis 2030. 

    In vielen Ländern trägt der Verzehr von Insekten auch zur ökonomischen Entwicklung, sozialen Integration und Erhaltung der Landschaften und Biodiversität bei. Bei Letzterem können biodiverse Habitate erhalten, synergetische Landmanagementsysteme eingesetzt und erntevernichtende Plagen (z.B. Heuschrecken) beseitigt und damit der Einsatz von Pestiziden verringert werden. 

    Durch die Produktion essbare Insekten lassen sich auch organische Nebenströme (“Abfall”) im Sinne der Kreislaufwirtschaft einsetzen. Neben dem geringen Ressourceneinsatz (Futter, Wasser, Land) bei der Produktion von Insekten, reduziert sich dadurch der Druck auf die natürlichen Ressourcen (Boden, Wasser, Klima), was den Verbrauch dieser Ressourcen und den menschlich verursachten Klimawandel reduziert. 

    Das alles führt zu einer lebenswerteren Welt für uns Menschen und aller anderen Lebewesen und damit behandelt das Insektenessen so gut wie alle Sustainable Development Goals der UN. 

    Das Essen von Insekten ist eine Praxis mit einer langen und vielfältigen Geschichte, die in vielen Kulturen auf der ganzen Welt tief verwurzelt ist. Während es in einigen Teilen der Welt eine alte Tradition ist, gewinnt es in anderen Regionen erst jetzt an Bedeutung. Angesichts der Herausforderungen der globalen Ernährungssicherheit und der Nachhaltigkeit bietet die Entomophagie eine interessante und potenziell transformative Lösung, die dabei auch noch lecker schmeckt!

    Quellen 

    https://www.nature.com/articles/s41598-024-55603-7 

    https://www.derstandard.at/story/3000000223589/gesch228fte-in-denen-der-wurm-drin-ist 

    https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-94-017-6159-8_2 

    https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/03670244.1997.9991510 

    https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0950329319301740 

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